Wenn Wunder so einfach sind

Straßenrüde Erwin – ganz entspannt liegt er wieder an seiner Ecke, denn die Kastration verschafft ihm eine bessere Lebensqualität!

Liebe Freunde, Spender und Helfer – kurz: liebe Amigos-de-Lucky-Familie!

Gemeinsam haben wir geholfen, gemeinsam haben wir vielen Tieren ein besseres Leben gegeben und Leben gerettet, gemeinsam haben wir das ein oder andere kleine “Wunder” vollbracht.

Zuerst wie immer die Zahlen und Fakten der Kastrations-Kampage vom Februar 2012:

· 256 Tiere kastriert (in 12 Arbeitstagen) – davon waren es 132 Hündinnen, 46 Rüden, 54 Katzen, 24 Kater – wie immer wurden alle Tiere auch gegen Parasiten behandelt

· 173 Welpen wurde ein qualvolles Leben auf der Straße erspart, welches meist schon in den ersten Monaten dann doch tödlich endet

· 7 weitere Operationen wie Augenentfernungen, Bein-/Nabelbrüche u.ä.

· 51 weitere Konsultationen/medizinische Behandlungen

· 5 Hunde wurden erfolgreich mit einer Chemotherapie gegen das Sticker-Sarkom (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Sticker-Sarkom) behandelt

· 11 herrenlose Tiere konnten an neue Besitzer vermittelt werden

· 1024 gefahrene Kilometer

· 2 zusätzliche Autos samt ihren tollen Helfern, die Patienten abgeholt und zurück gebracht haben

· 42 Waschmaschinenladungen mit Handtüchern, Decken, OP-Hemden usw. – ohne meine zuverlässige Miele-Waschmaschine wäre ich echt aufgeschmissen!

· 4 leckere Mittagessen, die von Helfern mit viel Liebe zubereitet wurden

· 2 wunderbare Abendessen, zu denen wir von den Restaurant-Besitzern eingeladen wurden (La Terrasse und Hotel Coyamar)

· 1 ganz entspannter freier Tag für Tierärztin Nina im Hotel Madrugada, der von der Eigentümerin gesponsert wurde

· 12 kg insgesamt an Körpergewicht verloren (Buschi, Nina und ich), was wir aber alle schon wieder drauf haben

· 1 kaputter Krankenwagen (nämlich unserer…) der von einem LKW-Fahrer “übersehen” wurde

· 0 Beißvorfälle!

Trotz der vielen Arbeit ist unser Team an Ende sehr glücklich!

Sanchez, oder wenn die Pelikane über unsere Köpfe zogen…

Im armen Fischerdörfchen Sanchez (25 km von Las Terrenas über eine kurvenreiche Bergstraße entfernt) schlugen wir unser OP-Zelt direkt am (leider sehr dreckigen) Strand des kleine Hafens auf. Strandhündin Mariposa fand das klasse und so schlief sie vom ersten Tag an nachts bei uns im Zelt. Fünf Tage hatten wir alle Hände voll zu tun: viele Besitzer brachten ihre Hunde und Katzen, die wilden Strandkatzen konnten wir mit Fallen fangen und auch die herrenlosen Strandhunde wurden von uns kastriert, allen voran Mariopsa und natürlich auch Negrita, deren Foto Ihr ja vom Spendenbarometer kennt. Keiner ihrer Welpen hatte überlebt – für Negrita bestimmt ein traumatisches Erlebnis – was uns nur wieder zeigte, wie wichtig die Kastrationen sind!

Morgens wurden wir von den Strandhunden freudig begrüßt, wussten sie doch, dass sie alle mehre Mahlzeiten von uns bekamen, damit sie die Operationen gut wegstecken und schnell zu Kräften kommen konnten. Aber nicht nur Hunde und Katzen waren ständig um uns, auch Pelikane, Reiher und Fregattvögel tummelten sich um unser Zelt – ein absolut besonderes Erlebnis.

Pelikane und Reiher leisten uns Gesellschaft • Das Fischerdörfchen Sanchez aus der Vogelperspektive

Leider gab es auch Schwierigkeiten in Sanchez. Da waren zu einem die Besitzer der Hunde – gottesgläubige (katholische) Fischerfamilien – für die eine Kastration ihrer trächtigen Tiere nicht in Frage kam. Ich respektiere jede Glaubensrichtung, allerdings wenn der Glaube die Tiere leiden lässt, kann ich das nicht akzeptieren. Denn wo schon kein Futter für die Mutterhündin da ist, wie sollen dann die Welpen überleben??? Die Gefahr, dass diese Welpen qualvoll verhungern oder vergiftet, ausgesetzt und überfahren werden ist so groß, dass ich genügend Argumente fand, das Gott dies nicht gewollt haben könnte. Bei ganz hartnäckigen Fällen fielen mir dann “medizinische” Gründe ein, so dass am Ende die Besitzer beruhigt waren und einer Kastration zustimmten, zumal genau diese Hündinnen mit 8 bis 12 Embryos trächtig waren. Ich denke, Gott wird mir verzeihen…

Das andere Problem war noch größer – die Straßenhunde in Sanchez führen ein hartes Leben, was meist nur aus Schlägen und anderen schlechten Erfahrungen mit den Menschen besteht. Um zu Überleben trauen sie niemanden, lassen sich nicht anfassen, denn das könnte ihren Tod bedeuten und “Gringos” (also uns weißhäutige) kennen sie gar nicht. Selbst mit Futter und gutem Zureden konnten wir sie nicht näher als zwei Meter an uns heranlocken, keine Chance sie so zu fangen… Und selbst wenn einige der Hunde Besitzer hatten, von ihnen gab es keinerlei Hilfe, denn sie wollten ihre Tiere nicht anfassen. Ich selber hatte mich bei Kettenhund Rambo in eine brenzlige Situation gebracht, denn vom Besitzer kam zwar die Genehmigung den armen Kerl zu kastrieren, aber ich musste ihn von der Kette abmachen und ihn zu Fuß zum OP-Zelt bringen.

Das machte Rambo (ein recht großer und kräftiger Hund…) sehr nervös – schließlich kennt er nur seinen Platz an der Kette – und aus Angst biss er um sich. Buschi, Tobias und unserer Arbeiter Jackie, konnten ihn dann schließlich mit einer dicken Decke über den Kopf überwältigen und ihn in Narkose legen. Demnächst werde ich kontrollieren, ob der Besitzer sein Versprechen gehalten hat, jetzt wo er kastriert ist, Rambo von der Kette zu lassen.

Trotz der schwierigen Bedingungen – auch der Hitze im OP-Zelt – waren wir in Sanchez sehr erfolgreich, denn 100 Tiere (84 davon weiblich) konnten kastriert werden und viele weitere entwurmt, medizinisch behandelt usw. Wir werden wiederkommen, denn das Elend dort ist so groß und die Anzahl der Tiere so hoch, dass sie dringend unsere Hilfe benötigen.

Nach längerer Diskussion dürfen Buschi und ich die schwangere Hündin endlich mitnehmen

Unsere Klinik am Strand von Sanchez

Auch wenn es im OP-Zelt sehr heiß war, Nina bleibt immer gutgelaunt • Aufnahme der Patienten • Ein Strandkater begutachtet die Katzenfalle

Rücktransport einer kastrierten Katze • Aufklärungsarbeit und Instruktionen nach der OP • Ruhiger und liebevoller Umgang ist unser oberstes Gebot

Die Kehrseite von Sanchez: Armut und Müll, egal wohin man schaut

Aber auch unerwartete und spontane Hilfe: sei es für unser Mittagessen oder bei der OP-Vorbereitung der eigenen Tiere

Futter und Liebe hilft beim Gesundwerden • Am Ende hatten wir viele neue Freunde, die (nun) glücklichen Strandhunde von Sanchez

Antonia, vor über 3 Jahren kastriert, lebt heute dick und glücklich am Strand von Las Terrenas

Las Terrenas, oder was sich durch unsere Arbeit alles positiv verändert hat...
Als ich hier mit meiner Arbeit anfing, hatte ich oft das Gefühl gegen Windmühlen zu kämpfen. Zwar konnte ich dem einzelnen Tier durch die Kastration ein besseres Leben ermöglichen, aber um in den Köpfen der Menschen etwas zu ändern – und damit auf Dauer eine tierfreundlichere Umgebung zu schaffen – war der Anfang sehr schwer. Noch vor zwei Jahren, wenn ich ein frisch operiertes Tier zum Besitzer zurück brachte, gab es lange Diskussionen, den Hund doch wenigstens auf der Terrasse liegen zu lassen, damit er ein trockenes uns sauberes Plätzchen nach der OP hat. Und heute? Da komme ich mit dem Tier auf dem Arm ins (!!!) Haus, dort liegen Decke und Kopfkissen (!!!) als Krankenlager bereit, der Patient wird von der gesamten Familie freudig begrüßt und gestreichelt und mir laufen vor Rührung die Freudentränen über das Gesicht.

Früher war die Situation in Las Terrenas nicht anders als in Sanchez oder im Rest des Landes, heute dürften wir 80% der weiblichen Tiere in Las Terrenas kastriert haben und das zeigt sich überall sehr deutlich. Tiere sind Familienmitglieder geworden, denn nach der Kastration und den medizinischen Behandlungen werden sie gesünder und “schöner”, sie haben eine höhere Lebenserwartung und somit wird nicht ständig ein neues Tier angeschafft und es kommt zu einer engeren Bindung.

Am Anfang wurde ich – gerade von den hier lebenden Europäern – belächelt, denn ich würde hier NIE etwas ändern. Wie schön, dass sie Unrecht hatten... Und wenn ich Hunde sehe, die weit älter sind als 10 Jahre, die unzähligen Straßentiere die jetzt ein Zuhause haben, die vielen Hunde mit gelben Ohrmarken die gesund und richtig dick sind, Dominikaner die ihr Mittagessen mit genau diesen Tieren teilen, Autos und Motorräder, die nicht mehr auf das Tier zuhalten sondern ausweichen, Besitzer die mit ihren Hunden am Strand ausgelassen toben, die sich über Entwurmung und Futter ihrer Tiere Gedanken machen, Halsbänder und Hundebetten an unserem Markstand kaufen, wo früher jeder wegschaute, wenn er ein krankes, dünnes Tier auf der Straße sah (denn das war die Regel) und wir heute gleich mehrere Anrufe (gerade auch von Dominikanern) bekommen, mit der Bitte diesem Tier zu helfen, dann kann ich Euch versichern: Eure großzügigen Spenden und all unsere Arbeit haben sich zu 100% gelohnt. Heute ist unser Motto “Für ein besseres Miteinander zwischen Mensch und Tier” kein frommer Wunsch mehr, sondern eine wunderbare Realität!

Nachdem wir sieben Tage in Las Terrenas gearbeitet hatten (156 Kastrationen), fanden wir kaum mehr ein unkastriertes Tier auf der Straße. Wir werden weiter machen, damit dieser Zustand erhalten bleibt.

Unsere Klinik (unterm Mangobaum) in Las Terrenas • Nina kastriert eine Katze • Der Verkauf an unserem Markstand bringt zusätzliche Spendengelder

Manchmal sehen sich Hund und Besitzer ähnlich • Manchmal sind die Hunde sehr neugierig • Manchmal brauchen schon die Kleinsten unsere Hilfe

eit zum Schmusen ist immer – Buschi, Teresa und Tobias spenden Trost und Liebe

Tobias spricht die Hundesprache und kann den nervösen Straßenrüden ganz schnell beruhigen

Unsere Helfer, oder manchmal gibt es Überraschungen...
Da Buschi mich diesmal mehr “draußen” – also bei der Aufklärungsarbeit etc. – unterstützen sollte, suchten wir für Nina eine Assistentin. Anna, selber Tierärztin, sollte diesen Job übernehmen. Nach einer Woche mussten wir Anna zurück nach Deutschland schicken, denn nicht jeder kann unter diesen schwierigen Bedingungen bei uns arbeiten und manchmal passt einfach die Einstellung für ein Projekt nicht überein. So war danach unser “Dream-Team” (Buschi als Ninas Assistent) wieder vereint.

Umso freudiger waren wir überrascht, dass sich ein junges Paar aus Köln während ihres Urlaubes nach Las Terrenas aufmachte um uns tatkräftig zu unterstützen. Teresa und Tobias hatten nicht nur einen ganz wunderbaren Umgang mit den Tieren, sie sahen auch sofort wo es Arbeit gab und waren sich für nichts zu schade. Auch unseren anderen Helfer wie Silvi, Jörg, Yesenia, Virginie, Melanie, Jill und Steve und einige weitere, haben wieder vollen Einsatz gezeigt – Danke Euch allen!

Opi und Omi aus Sanchez – beide haben keinen Lebensmut mehr

Was am Ende “übrig bleibt”, oder wie schnell man zu weiteren Tieren kommt...
Während der letzten Kampagne im Mai 2011 kam Salomon (siehe auch 1. NL, 8. NL, 14. NL, 15. NL und Patenschaften) zu uns. Anfang Januar dieses Jahres verlor er leider den Kampf gegen den Krebs. Der Zustand von Dauerpatientin Blanca (auch Krebs) hatte sich so dramatisch verschlechtert, dass es für sie keinerlei Hoffnung mehr auf Genesung gab (siehe auch 13. NL und Patenschaften). Nach Absprache mit Nina entschlossen wir uns schweren Herzens sie einzuschläfern. Noch heute trauern wir um diese beiden liebenswerten Geschöpfe und hätten ihnen ein längeres Leben gewünscht, aber manchmal sind die Fügungen des Schicksals eben anders. Eigentlich könnte man meinen, dass unsere verbliebenen 7 Hunde (plus 2 Hunde, die bei unserem Arbeiter mit auf unserem Grundstück leben, aber von uns versorgt werden) und 2 Katzen genug seien – weit gefehlt...

In Sanchez hatte Rüde Opi (im Spendenkalender unter “Opi 2”) eigentlich schon mit seinem Leben abgeschlossen. Er lag – ausgesetzt, verhungert und misshandelt – auf der Straße zusammengerollt und wartete nur auf den nahen Tod. So fanden ihn Silvi und Tobias, als sie auf der Suche nach Hunden durch Sanchez fuhren und brachten ihn in die Klinik. Opi hatte vorne keinerlei Zähne mehr, seine Augen waren völlig vereitert und kraftlos ergab er sich seinem Schicksal.
Hündin Omi kam von selber zu unserem OP-Zelt gelaufen, als wenn sie uns um Hilfe bitten würde und auch ihr Zustand ein einziges (auch zahnloses) Desaster.

Irgendwie liegen mir diese alten und so elenden Gestalten besonders am Herzen, denn einen süßen Welpen zu vermitteln ist noch einigermaßen einfach, aber wer nimmt schon so eine arme Kreatur bei sich auf? Wir natürlich...
Nach Kastration und medizinischer Versorgung, mit reichlich gutem Futter, Vitaminpaste usw. ist in nur zwei Wochen das kleine Wunder geschehen – aus Opi und Omi sind “richtige” Hunde geworden. Vor allem Opi versetzt uns in Staunen: lag er die erste Woche nur schlafend in seinem Hundebettchen, tobt er nun wie ein Welpe durch die Gegend und hat den Lebenswillen für zehn!

Dann schlich seit mehreren Monaten immer mal wieder Nachts ein schwarzer Kater über unser Grundstück und miaute kläglich. Da er so scheu war, konnten wir ihn nur mit einer Katzenfalle fangen. Er war völlig verhungert, da durch einen eitrigen Abszess an seiner Vorderpfote das Jagen von Ratten für ihn unmöglich war. Auch sonst war sein Zustand eher schlimm. Da er dringend weitere Medikamente brauchte, zog er vorerst in unser Gästebad ein (wofür hat man schließlich so was...). Da er wirklich Glück hatte von uns gefangen zu werden, taufte ich ihn Masel (jiddisch bzw. hebräisch für Glück). Jetzt müsste ich ihn eigentlich in “Kleiner Teufel” umtaufen, denn er (mittlerweile in unser Schlafzimmer umgezogen) hält uns die ganze Nacht auf Trab, will entweder spielen, fressen oder Unsinn machen.

Opi und Omi heute – (fast) gesund und richtig fröhlich, so einfach ist es zu helfen • Masel – noch etwas räudig aber schon auf dem Weg der Besserung

Aggression liegt in der Luft

Der Aufruhr, oder auch Schlangen haben ein Recht auf Hilfe...
Während der Arbeitsage in Las Terrenas, hörte ich von einem Hundebesitzer, dass ein Mann mehrere Schlangen (Boa Hispaniola, wunderschöne, regenbogenfarbige Würgeschlangen) im Abwasserkanal der Straße “bade”... Da Schlangen weder im Abwasserkanal noch in Menschenhand etwas zu suchen haben, bin ich natürlich gleich hin. Als ich fragte, was der Mann mit den Schlangen vorhabe und er mir sie dann zum Kauf anbot, hatte ich genug gehört um ihn auf das Artenschutzgesetz für die einheimischen, frei lebenden Tiere hinzuweisen.

Da ihm klar wurde, dass er seinen finanziellen Gewinn damit vergessen könne, schlug die Stimmung schnell in Aggressivität um. Nichtsdestotrotz ging es mir primär erst mal um das Leben der armen Schlangen und so sammelte ich sie aus dem Kanal – ja, ich habe damit kein Problem! – und brachte sie in unsere Klinik. Eine “Gringa” die Schlangen anfasst ist natürlich eine Sensation und so wurde ich nicht nur von dem wütenden Mann, sondern auch von einem aufgebrachten Pöbel verfolgt. In der Klink war die Situation dann kurz vorm eskalieren und die Polizei rückte an. Nun denkt man sich, die Polizei sollte ja die Gesetze kennen – weit gefehlt – hier kann man froh sein, wenn Polizisten lesen und schreiben können...

Da der Schlangen-Mann mittlerweile mit einer Eisenstange auf mich los ging, übernahm Buschi und fuhr mit der Polizei und dem Mann zum “fiscal” (eine Art staatlicher Schlichtungsanwalt). Wie gut, dass der wenigstens die Gesetze kannte und so wurde beschlossen, dass Polizei, Buschi und der Schlangen-Mann gemeinsam in die Berge fahren, um dort die Schlangen auszusetzen. Als alle Beteiligten dann wieder bei uns in der Klinik waren um die Schlangen zu holen, bekamen die Polizei Angst – Angst vor den Schlangen die in ihr Auto sollten und Angst vor dem aufgebrachten Pöbel der sich immer noch vor unserer Klinik befand. Das alles hätte noch Stunden so weitergehen können, aber da wir ja “nebenbei” am kastrieren waren, entschied sich Buschi für die “einfache” Lösung und bezahlte dem Mann 50,- Euro (was ungefähr ein Wochenlohn ist...) und so waren wir nun offizielle Besitzer der Schlangen.
Abends setzten wir die Schlangen auf unserem Grundstück in die Freiheit aus.

Nach Tierquälerei nun wieder in der Freiheit – bei uns finden die Schlangen ein ruhiges Plätzchen und Schutz vor den Menschen

Die winzige Chi-Hündin, ihr Leben konnte Nina retten

Chihuahua, Bologneser, Chow-Chow, Rottweiler, Dobermann & Co., oder Fluch und Segen der Rassehunde...
Eines vorweg, ich bin kein “Gegner” von Rassehunden, aber leider bringt die Vorliebe für Rassehunde hier im Lande sehr viel Elend und Qualen für diese Tiere mit sich.

Gleich in den ersten Arbeitstagen in Sanchez zeigte sich, wie schlimm es werden kann. Zwei trächtige Chihuahua-Hündinnen wurden uns gebracht, beiden ging es gesundheitlich sehr schlecht und unsere Erfahrungen ließen Böses vermuten. Bei der Operation der ersten Hündin steckte der Welpe seit mehreren Tagen tot im Geburtskanal fest – er war viel zu riesig für diese kleine Hündin, sie hatte keine Chance ihn auf natürlichem Wege zur Welt zu bringen. Die Operation glückte und wir nahmen die arme Hündin mit zu uns, da ihr geschwächter Zustand mehr als kritisch war. Trotzdem wir unser möglichstes getan haben, starb sie am nächsten Tag...

Bei der zweiten Hündin war es noch dramatischer, da auch dieser Welpe viel zu groß war, hatte die Hündin lange Zeit vergeblich versucht ihn aus ihrem schmalen Becken zu pressen. Schließlich gab die Gebärmutter nach, riss ein und der tote Welpe rutschte in die Bauchhöhle. Dort befand er sich zum Operationszeitpunkt offensichtlich schon seit einigen Tagen, denn beim Öffnen der Bauchhöhle kam uns reichlich grüne, nach Verwesung riechende Flüssigkeit entgegen. Selbst Nina, die bei 3.000 Kastrationen pro Jahr schon vieles Schreckliche gesehen hat, stockte bei diesem Anblick der Atem. Da diese Hündin keinerlei Chance auf ein Überleben hatte, haben wir sie noch während der Narkose eingeschläfert. Der Gedanke daran, welche langen und unglaublichen Qualen dieses kleine Wesen erleiden musste und wir ihr letzten Endes doch nicht mehr helfen konnten, machte uns alle sehr betroffen und traurig.

Auch in Las Terrenas hatten wir einen viel zu großen Welpen bei einer schwangeren und “überfälligen” Chi-Hündin, die selbst für ihre Rasse ausgesprochen winzig war. Da sie von Ihrer Besitzerin jedoch gerade noch rechtzeitig gebracht wurde, konnte Nina ihr das Leben retten, was an ein kleines Wunder grenzt...

Das Problem der Chihuahuas besteht vor allem darin, dass sie von viel zu großen Rüden gedeckt werden. Auch wenn die Besitzer meinen, sie könnten ihre Hündin während der Läufigkeit “kontrollieren”, so ein kleiner Hund passt überall durch, haut dann ab und im Rausch der Hormone ist es ihr egal von wem sie gedeckt wird. Oft endet das eben sehr qualvoll und tödlich für die Hündin und ihre Welpen.

Wer hier klickt, kann die grauenvollen Fotos der OP’s sehen - aber ACHTUNG, dies ist wirklich nichts für schwache Nerven!!!

Und dann gibt es die niedlichen “Wuschel-Hunde”, wie Bologneser, Malteser usw. – sie brauchen unbedingt regelmäßige Fellpflege, was aber keiner der Besitzer für wichtig erachtet. So sind sie dann irgendwann gar nicht mehr so niedlich, sondern nur noch ein dreckiges, verfilztes und stinkendes Knotenpaket und landen auf der Straße. Wir haben nach den OP’s stundenlang an ihnen rumgeschnitten um sämtlichen Filz zu entfernen...

Chow-Chow-Welpen sehen aus wie kleine Teddybären und werden gerne für die Kinder als “Kuscheltier-Ersatz” angeschafft. Doch wenn sie älter werden ergeben sich nicht nur die vorher erwähnten Fellpflegeprobleme, sondern auch, dass der Chow-Chow charakterlich eher zu den “schwierigen” Hunden gehört, denn er ist meist nur auf eine Person fixiert, sein Vertrauen muss man sich “erarbeiten”, er hat einen absoluten Dickschädel und gilt als “unbestechlich”. Da Hunde hier immer noch eher “nebenher” gehalten werden, ist ein Chow-Chow meist nicht die Richtige Wahl. Keiner der Chow-Chow-Besitzer war in der Lage seinen Hund so festzuhalten, dass wir ihn problemlos behandeln konnten und oft landen auch diese Hunde auf der Straße...

Rottweiler und Dobermänner werden hier meist völlig falsch ernährt – das Ergebnis sind entweder viel zu dicke oder viel zu dünne Hunde – und dann werden sie auch noch falsch gehalten (an der Kette, im winzigen Zwinger etc.). Da das Erbgut auf einer Insel begrenzt ist, gibt es fast keine Hunde dieser Rassen ohne Hüftgelenksdysplasie.

Zusätzlich sind all diese Rassen nicht für ein feucht-heißes Klima, wie es hier herrscht, geschaffen. Augen-, Haut-, Herz- und andere gesundheitliche Probleme sind vorprogrammiert und die Besitzer meist finanziell nicht in der Lage den Tieren zu helfen.
Als Vorteil dieser Rassen sehe ich allerdings, dass sie die Herzen der Menschen auch für ihre Artgenossen geöffnet haben. Ich kenne viele Dominikaner, die als “Ersthund” einen Rassehund hatten – der leider schnell verstarb – und sich danach für einen “Viralata” (auf deutsch “Dosendreher” – hiesige Bezeichnung für die Mischlinge von der Straße) entschieden haben.
Wir haben versucht auch möglichst viele der o.g. Rassehunde zu kastrieren, um eine weitere Verbreitung von Qual und Elend zu vermeiden. Allerdings haben wir uns den Straßenhunden und den Hunden der armen Bevölkerung verschrieben und wer für einen Rassewelpen umgerechnet zwischen 100,- und 400,- Euro ausgeben kann, sollte auch in der Lage sein einen hiesigen Tierarzt zu bezahlen...

Fazit, oder wir planen schon die nächste Kampagne...
Ich bin so wahnsinnig stolz auf Euch!!! Mit Eurer Großzügigkeit habt Ihr nicht nur die Februar-Kampange komplett finanziert, es sind darüber hinaus schon ein paar weitere Spenden eingegangen, sodass wir dieses Jahr noch zwei weitere Kampagnen auf die Beine stellen wollen. Nächstes Ziel ist La Yagua – an der Nordküste zwischen Rio San Juan und Gaspar Hernandez gelegen – wo wir eigentlich noch mit Nina hin wollten.

Da aber die ganze Logistik wie Auf- und Abbau vom OP-Zelt, Hin- und Herfahren etc. immer viel Zeit verschlingt, hatten wir uns diesmal nur auf Sanchez und Las Terrenas konzentriert. Doch auch die Tiere von La Yagua liegen uns seit vielen Jahren am Herzen und obwohl wir dort schon mehrmals operiert haben, ist weiterhin viel zu tun. Geplant sind zwei Arbeitstage Ende März mit Romy, unserem dominikanischen Tierarzt.

Da Nina genauso “verrückt” ist wie wir, wollen wir im November erneut Sanchez und Las Terrenas machen und eventuell sogar in Santo Domingo arbeiten. Vielleicht bekommen wir dabei sogar Unterstützung von einem Tierarzt-Ehepaar aus Deutschland, die gerne eine Woche ihres Urlaubes mit Kastrationen verbringen wollen.
Alle Spender, die jetzt noch nicht im Spendenkalender eingetragen sind, werden “Ihre” Tiere dann ab Ende März auf unserer homepage sehen.

Im Februar hatte ich meinen 45. Geburtstag (mein “Geschenk” an diesem Tag waren 22 kastrierte Tiere in Sanchez) und eigentlich hatte ich ja überlegt (auch aus gesundheitlichen Gründen) ein wenig kürzer zu treten... Aber was soll’s – solange ich meine müden Knochen noch morgens aus dem Bett bringe, so lange werde ich mein Leben den Tieren widmen. Buschi – zwei Jahre jünger als ich – darf erst später mit dem Jammern anfangen, so ist eben, wenn man verheiratet ist... 😉

Wieder sind wir so vielen ganz besonderen Tieren begegnet, haben an ihren Schicksalen teil nehmen dürfen, waren oft sehr gerührt und erstaunt, wie sie trotz aller schlechter Erfahrung mit den Menschen sich offen und vertrauensvoll gegenüber uns zeigten.
Ich danke Euch von ganzem Herzen für Eure immerwährende Hilfe, Eurer Treue gegenüber den dominikanischen Tieren und hoffe, dass Ihr nicht nur anhand des Spendenkalenders sehen könnt, dass jeder gespendete Cent direkt zum Wohl der Tiere eingesetzt wird.