Wenn Liebe uns zu Tränen rührt

Liebe Freunde, fleißige Helfer und großzügige Spender,manchmal ist es so einfach zu Helfen und manchmal stößt man an Grenzen, Widerstände und vor allem auf so viel Leid, dass es kaum noch zu ertragen ist…

Und dann kommt noch eines dazu – wir werden nicht jünger und man braucht etwas länger um seinen “Akku” wieder aufzuladen. Zusätzlich bleiben nach einer Kastrationsaktion immer einige Patienten bei uns “hängen”, so dass unser Hunderudel jetzt auf 16 angewachsen ist. Daher entschuldigt bitte mein langes Schweigen.

Wie gewohnt, möchte ich Euch erst mal die Zahlen und Fakten der Kastrationsaktion im Mai/Juni 2011 bekannt geben:
· 216 Tiere kastriert (in 12 Arbeitstagen) – davon waren es 133 Hündinnen, 32 Rüden, 40 Katzen, 11 Kater – natürlich wurden alle Tiere auch wieder gegen Parasiten behandelt

· 14 weitere Operationen wie Amputationen, Nabelbrüche, Blasen-OP, Augenentfernungen u.ä.

· 68 weitere Konsultationen/medizinische Behandlungen

· 5 herrenlose Tiere konnten an neue Besitzer vermittelt werden

· 78 kg medizinisches Material wurde verbraucht – herzlichen Dank an die großzügige Spender/Unterstützer der Firmen B. Braun Vet Care GmbH,Martin-Luther-Krankenhaus/Paul Gerhardt Diakonie, Vétoquinol GmbH, cell pharm GmbH, Albrecht GmbH, Wahl GmbH, Bayer Health Care AnimalHealth Dom.Rep., WAHL Agrar-Fachmarkt, Wilhelm Voigt Apotheke Berlin-Köpenick und Tierarztpraxis Maurice Bob

· 798 gefahrene Kilometer

· 4 zusätzliche Autos samt ihren tollen Helfer, die Patienten abgeholt und zurück gebracht haben

· 39 Waschmaschinenladungen mit Handtüchern, OP-Hemden usw.

· 10 Tage tropischer, sinnflutartiger Dauerregen, so das wir teilweise bis zu den Knien im Wasser standen und aufpassen mussten, dass die Hundeboxennicht als Boot dienten und wegschwammen

· 12 leckere Mittagessen, die von fleißigen Helfern mit viel Liebe zubereitet wurden

· 5 Tage Flohmarkstand mit Verkaufserlösen zugunsten der Tiere (Danke für all Eure tollen Sachspenden!)

· 1 geklauter Fotoapparat – nämlich meiner – so das die Fotoauswahl diesmal etwas dürftig ist

Abschiedstreffen mit unseren fleißigen Helfern (12 verschiedene Nationalitäten!) in Las Terrenas – und natürlich regnet es schon wieder

Unsere Kastrationsaktion stand diesmal unter keinem guten Stern obwohl wir – dank Eurer Hilfe – die Finanzierung schon vorab sicher gestellt hatten.

Erstes Problem waren mal wieder die Medikamente und das Material am Flughafen durch den Zoll zu bekommen. Unser Rechtsanwalt und Vizepräsident der Asoc. Amigos de Lucky sollte sich eigentlich schon Wochen vorher um die Genehmigungen kümmern – EIGENTLICH… So verbleiben wieder einige Medikamente beim Zoll, Gott sei Dank ließ sich dies aber durch die Hilfe von lieben Helfern wie Cecilia, Leo, Mary und Taxifahrer Ferrer innerhalb weniger Tage klären.

Das nächste schwerwiegende Problem war die im Land grassierende Staupe-Epidemie… Einige der betroffenen Hunde haben den Staupe-Virus überlebt, doch einige mussten wir einschläfern – das war für Tierärztin Nina (Schöllhorn vom Tierärztepool) und uns keine leichte Aufgabe. Schließlich wollen wir mit unser Arbeit Leben retten, aber manchmal muss man – wenn es keine Chance auf ein Überleben gibt – den leidenden Tieren eben auf diese Art “helfen” damit ihre Schmerzen nicht länger andauern und sie nicht noch weitere Hunde anstecken. Wir trauern um jede dieser kleinen Seelen – vielleicht wartet nun ein besseres Leben auf Euch…

Oft dachten Nina und ich nur: “Manchmal ist es wie im Krieg…” – wer die Zustände hier kennt, kann dies vielleicht nachvollziehen.

Morgens wurden zuerst die Katzen kastriert, da sie länger zum Aufwachen aus der Narkose brauchen • Die schwarze Hündin hat die OP gut überstanden

Buschi bereitet eine Hündin zur OP vor • Unser gut eingespieltes Dream-Team

Eigentlich hatten wir ja gedacht, dass mit unseren zahlreichen Kastrationen in Las Terrenas (ca. 900) nicht mehr so viele unkastrierte Weibchen “übrig” waren – weit gefehlt, schon ab dem ersten Kastrationstag hatten wir alle Hände voll zu tun.

Da Nina diesmal ganz allein kam, wurde Buschi kurzerhand zum medizinischen Assistenten und war somit für Venenkatheter legen, Narkose geben, Medikamente spritzen etc. verantwortlich (Nina wollte ihn gleich für ihre weiteren Einsätze im Ausland abwerben – ne ne, der bleibt schön hier…), ich war “Springer” d.h. ich habe mich um alles mögliche wie Aufnahme der Tiere, Nachsorge, allgemeine Organisation gekümmert etc., war Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Helfer und habe vor allem die Aufklärungsarbeit bei den Besitzern übernommen. Denn durch das Vertrauen, welches die Dominikanern mittlerweile in unsere Arbeit haben, hat sich sehr viel zum Guten für die Tiere verändert.

So begannen unsere Arbeitstage sehr früh und endeten oft erst in der Dunkelheit, manchmal lagen 18 anstrengende Stunden hinter uns, bis wir schließlich erschöpft in die Betten fielen.
Und dann das Wetter… Es gab nur zwei Zustände – entweder brütende Hitze oder sinnflutartiger Regen, d.h. wir waren immer nass, sei es nun vom Schwitzen oder vom Regen.

In Las Terrenas konnten wir auf einem Grundstück mit einem winzigen Häuschen (der OP-Raum für Nina) arbeiten, aber bei unseren Außeneinsätzen waren wir auf unser OP-Zelt angewiesen, was bei dem Regen auch nicht wirklich lustig war.

Nach fünf Tagen in Las Terrenas ging es nach Sanchez, einem armen Hafenstädtchen. Bei Ankunft warteten nur ein paar Rüden auf eine Kastration – alles schön und gut – aber viel wichtiger sind ja die Weibchen. So fuhr ich einfach zum Hafen runter und wurde sofort fündig. Etliche herrenlose Hündinnen und Katzen tummelten sich dort, teilweise in absolut fürchterlichen Zuständen.

Was ganz erstaunlich war, die Leute dort hatten keinerlei Ahnung wie man männliche und weibliche Katzen voneinander unterscheidet. Also griff ich mir ein Pärchen und erklärte: bolas (Bällchen) ist gleich Männchen, keine bolas ist gleich Weibchen – so brachte eine Besitzerin dann ihre Katze, hielt sie hinten hoch und sagte stolz “keine bolas”. Dummerweise war die vermeintliche Katze ein bilateraler Kryptorchide, d.h. beide Hoden hatten sich nicht abgesenkt und lagen in der Leistengegend. Wir haben ihn aber trotzdem kastriert.

Die Arbeit in Sanchez hat uns emotional besonders mitgenommen, da wir nur einen Bruchteil der dortigen Tiere kastrieren konnten. Allein in Sanchez könnten wir mit drei oder vier Tierärzten wochenlang arbeiten…

In Sanchez sterben die Welpen auf offener Straße, ein Zustand den wir kaum ertragen konnten

Unsere kleine “Kirchen-Klinik” • In der Kirche warten schon die Patienten

Nach Sanchez stand Coson auf dem Programm. Witzigerweise arbeiteten wir dort in einer Kirche – öfter mal was Neues…

Danach ging es zwei Tage nach Barbacoa und einen Tag nach Aqua Sabrosa, wo unser Team schon überall sehnsüchtig erwartet wurde.

Die letzten beiden Arbeitstage verbrachten wir in La Yagua – die Kosten für alle dort kastrierten Tiere haben die kids4dogs, die Schülerfirma der Förderschule Sulzbach/Murr, übernommen. Euch allen herzlichen Dank dafür!

In Barbacoa kamen die Patienten gleich selber zum OP-Zelt... • In Aqua Sabrosa brachten wieder viele Kinder ihre Tiere zu uns

Hündin Piña Colada (wurde von uns schon vor 1 1/2 Jahren kastriert) konnten wir mir der Amputation ihres Beines das Leben retten, sie wäre sonst an einer Blutvergiftung gestorben. Nachdem wir sie eine Woche lang aufgepäppelt hatten, kam sie zu ihren überglücklichen dominikanischen Besitzern zurück.

Die “freien” Tage zwischendurch haben wir übrigens auch gearbeitet, vorwiegend haben wir dabei langwierige OPs wie eine Bein-Amputation oder Zahn-OPs vorgenommen. Auf dem Weg zur Klinik lief uns an einem freien Tag noch eine hochschwangere Hündin fast vor das Auto – die haben wir natürlich gleich “eingesackt” und kastriert.

Auch hatten wir wieder einige Hündinnen mit Sticker-Tumoren (Canine transmissible venereal tumor – ein ansteckender Tumor der äußeren Geschlechtsorgane, der hier leider weit verbreitet ist) die wir aber mit mehrmaliger Chemotherapie behandeln konnten. Zusätzlich mussten wir uns um einige Hunde mit starken Nasenbluten kümmern – Verdacht auf Ehrlichiose. Dann gab es da noch ein Pferd mit einer großen Wunde am Bein, auch das haben wir behandelt. Wozu hat man denn schließlich freie Tage.

Was ich immer befürchtet hatte ist nun eingetroffen. Langsam gibt es auch eine Überpopulation der Katzen. Vor Jahren gehörten Katzen noch in die Kategorie “Lebensmittel”, sprich sie wurden gegessen. Heute werden sie immer mehr als Haustiere gehalten, mit dem Ergebnis: unerwünschter Nachwuchs wird ausgesetzt. Wir arbeiten daran, die Population nicht eskalieren zu lassen.

Wie notwendig und effektiv unsere Kastrations- und Aufklärungsarbeit ist, brauche ich wohl nicht mehr zu erklären. Was besonders wichtig ist, wir müssen diese Arbeit regelmäßig fortführen – daher planen wir zum Ende des Jahres eine weitere Aktion mit Tierärztin Nina. Und dann wären da ja noch all die Tiere aus Sanchez. Vielleicht finden wir – oder Ihr – großzügige Sponsoren, die die Kosten für solch eine Aktion übernehmen würden, dass wäre wunderbar!

Es erreichen mich immer mehr eMails von erfreuten Touristen aus aller Welt, die den Unterschied zwischen Las Terrenas und anderen dominikanischen Orten feststellen. So z.B. “I was in Las Terrenas and was very pleased to see happy, healthy dogs thanks to the work you do. Keep doing what you’re doing.” (Ich war in Las Terrenas und war sehr erfreut, dank Eurer Arbeit, glückliche gesunde Hunde zu sehen. Macht weiter so.)

Wäre es nicht ein Traum, wenn es irgendwann allen Tieren in der Dominikanischen Republik so gut gehen würde? Danke an alle Spender, Helfer und Unterstützer – ohne Euch wäre unsere Arbeit nicht möglich – bleibt uns und den Tieren treu, damit wir gemeinsam weiterhin so erfolgreich arbeiten können. Und nun möchte ich Euch noch ein paar Einzelschicksale vorstellen. Natürlich liegt uns jedes Tier am Herzen, aber manche Tiere oder Begebenheiten bleiben einem eben besonders in Erinnerung…

Leon und Peppy, gerade kastriert und fix und fertig

Peppy und Leon – zwei arme Gesellen

Bei dieser Kastrationsaktion hatten Nina und ich uns gewünscht, ein paar von den armen, dürren, vernarbten und räudigen Straßenrüden zu kastrieren, damit auch sie bald gesund und kräftig werden. Gleich am ersten Tag brachten Helferchen Pat und Jörg einen Rüden (Peppy) an, der mit seinem Leben schon abgeschlossen hatte. Er war in einem erbärmlichen Zustand und eher tot als lebendig.

Gegenüber unserer Klinik lief noch so ein dürres Exemplar (Leon) vorbei und Patricia schnappte sich Halsband und Leine und brachte ihn zu uns. Da wir in Las Terrenas ja 5 Tage zur Verfügung hatten, wurden die beiden erst mal entwurmt und mit Futter und Vitaminpaste aufgepäppelt.

Peppy suchte sich eine Hundebox, legte sich dort hinein und schlief mehr oder weniger die ersten 3 Tage durch. Leon suchte sich einen Schlafplatz im Krankenwagen – alle beide machten keinerlei Anstalten abzuhauen.

Nach ihrer Kastration konnten wir für Leon ein neues und liebevolles Zuhause bei Brenda, einer Holländerin, finden. Peppy blieb erst mal auf der Straße, wurde aber weiterhin regelmäßig gefüttert. Doch nach zwei Wochen ging es ihm auf einmal sehr schlecht – er torkelte wie betrunken über die Straße, konnte sein eines Hinterbein nicht mehr bewegen, hatte verstärkte Zukungen im Gesicht und war sehr apathisch.

Da eine klare Diagnose nicht gestellt werden konnte (nach den ganzen Staupefällen wird man ja leicht hysterisch), kam er vorerst zur Beobachtung zu unser Freundin Nicole. Da sich sein Zustand aber nicht besserte, nahmen wir ihn dann doch zu uns hoch um ihn homöopathisch zu behandeln.

Heute lebt Peppy bei unserer Freundin und Mieterin Pat mit auf unserem Grundstück – er macht nun endlich seinem Namen alle Ehre: schwungvoll und fetzig springt er überall durch den Garten.

Peppy kann nicht mehr laufen

Leon und Peppy heute – gesund, glücklich und wunderschön. Nach so viel Elend haben die beiden ein Happy-End verdient

Dulci wird auch bald wieder gesund werden

Jamonita und Dulci – zwei absolut süße Mäuse

Jamonita lebt beim Carwash (Autowasch-Center) und war scheu, dünn und räudig. Schweizer Touristen baten uns der kleinen Maus anzunehmen, was wir natürlich taten (Danke der Familie Füllemann für ihre großzügige Spende!). Nach ein paar Wochen mit gutem Futter und medizinischer Behandlung wurde aus Jamonita eine verschmuste und lebenslustige Schönheit, fehlte nur noch die Kastration. Als wir sie nach der OP wieder zum Carwash zurück brachten, nahmen sich die Leute dort ihrer an – sie ist jetzt der Carwash-Gemeinschafts-Hund und wird von allen gefüttert und geliebt.

Dulci hatte da nicht so viel Glück. Sie wurde während der Kastrationsaktion in Las Terrenas ausgesetzt. Da es (fast) keine elenden Straßenkreaturen mehr gibt, fällt so ein Hund gleich allen Leuten auf: nur Haut und Knochen, keine Fell, übersät mit Wunden, infiziert mit dem Papollomavirus (Canine Papillomatose) und trotzdem ein aufgeschlossenes, liebevolles Wesen.

Auch Dulci bleib wie Peppy und Leon in unserer Klinik – ihr bevorzugter Schlafplatz war das winzige Bad, welches wir auf dem Gelände hatten. Leider war die erste Pflegestelle für sie nicht so gut, ihr Zustand besserte sich kaum – doch vor ein paar Tagen haben wir Brenda (die Besitzerin von Leon) überreden können, Dulci übergangsweise aufzunehmen, denn solange Dulci mit den Warzen übersäht ist, wird es schwierig sie zu vermitteln…

Jamonita im April • Jamonita nach ihrer Kastration im Mai – manchmal kann Hilfe so einfach sein

Salomon und Puschel – kranke, alte Herren im Ruhestand

Am ersten Tag der Kastrationsaktion brachten die Dominikaner vom Fluss Rüden Salomon zu uns in die Klinik. Sein Gesundheitszustand hatte sich verschlechtert, er hatte eine blutende Wunde am Rücken – die einfach nicht verheilen wollte – war abgemagert und seine gesamte Haut war in einem katastrophalen Zustand. Da mir Salomon sehr am Herzen liegt und die Leute Angst hatten, das jemand Salomon aus Ekel vergiftet, war die Entscheidung schnell getroffen: Salomon kommt mit zu uns.

Salomons Tumor wächst weiter • Selbstbedienung auf dem Küchentresen, für Salomon kein Problem

Salomon ist kein Hund – er ist ein Außerirdischer! Ich kenne tausende von Hunden, aber keiner ist so wie er. Nicht nur, dass er meint unser Haus sei ein Selbstbedienungsladen (er klettert auf den Küchentresen um Essen zu stibitzen oder macht die Küchenschränke auf, um an Lebensmittel zu kommen), er schaut einem mit seinen weisen Augen auch allwissend an und natürlich versteht er jedes Wort was man ihm sagt.

Leider entwickelte sich die stark blutende Wunde zu einem großen Tumor. Nachdem seine Haut nicht mehr ganz so trocken und pergamentartig war, entschlossen wir uns zu einer OP. Doch der Tumor ist bösartig und wächst schon wieder, auch an anderen Stellen geht es los. Unsere homöopathische Tierärztin gibt sich alle Mühe sein Leben zu retten und wir geben Salomon all unsere Liebe. Noch hat er seine Lebensfreude und anscheinend keine Schmerzen, hoffen wir, dass es noch länger so bleibt…

Puschel mit seinen tiefen Wunden

Puschel, der alte Straßen-Chow-Chow hatte auf einmal ein riesiges Loch in der Seite! Da er täglich behandelt werden musste und der Straßendreck verheerend für seine Wunde war, fand auch er den Weg zu uns…

Da Puschel ja bei einer “Ferreteria” (eine Art Baustoffhandel) lebt und dort gerne auf dem Kies liegt, war die tiefe Wunde voller Kieselsteinchen – einen Großteil konnten wir entfernen, aber einige wanderten nach unten in den Bauchraum ab und es bildeten sich zwei neue Abszesse, erst als diese aufgingen waren alle Steine raus.

Leider ist Puschel in seinem Alter nicht mehr lernfähig – zusätzlich ist er ja auch noch ein typischer Chow-Chow – und hat es sich in den Kopf gesetzt unsere Katzen, Enten, Hühner, Gänse und Kaninchen zu fressen. Obwohl er mehrmals in seinem Leben angefahren wurde, seine Beine schief und krumm sind und er sich auf der Straße fast kaum noch bewegt hat – hier legt er Spitzengeschwindigkeiten hin um zu jagen. Also muss der arme Kerl bei uns an einer langen Laufleine gehalten werden. Leider hat sich noch niemand gefunden, der Puschel für seine letzte Zeit zu sich nimmt.

Sol und ihre Welpen – manchmal kann man nur noch weinen

In Aqua Sabrosa sind die Leute sehr sehr arm, da ist es verständlich, wenn die Hunde dünn sind. Aber was wir dann sehen mussten, hat Nina, Buschi und mich aufs Tiefste erschüttert. Man kann es auf dem Foto nicht gut erkennen, aber Hündin Sol war absolut abgemagert, so dürr sind selbst die dünnsten Straßenhunde von Las Terrenas nicht!!! Und dann hatte sie auch noch zwei Welpen, wobei der kleinere von ihnen sehr apathisch war, so dass wir ihm kaum Überlebenschancen gaben. Wir haben Sol trotz des schlechten Gesundheitszustands kastriert, denn eine weitere Schwangerschaft hätte sie bestimmt nicht verkraftet. Zusätzlich wurde alles an Vitaminen, Elektrolyten, Aufbaumittel und Futter für Sol und ihre Welpen aufgefahren, damit sie sich erholen konnten.

Als ich auf die Suche nach der Besitzerin ging, ist mir echt die Hutschnur durchgebrannt. Da sitzt sie träge da, ist selber total übergewichtig (will sagen FETT) und stopft sich mit fettigen Fingern ein ganzes Grillhuhn in den Rachen. Ich wurde dann sehr laut und meinte, es wäre besser wenn sie nur 1/4 Huhn essen würde und 3/4 ihrem Hund geben würden, denn sie bräuchte dringend eine Diät und ihr Hund sei kurz vor dem Hungertod!

Eine Freundin von uns schickt nun jede Woche eine Tüte Trockenfutter hin, aber ob Sol davon auch was abbekommt? Wir werden auf jeden Fall versuchen eine neue Familie für sie zu finden. Ihre zwei Welpen haben es nicht geschafft.

Sol nach der Kastration – auf dem Bild sieht sie “dicker” aus als sie ist... • Sol und ihre Welpen bekommen erst mal Futter von uns

Lucky und der Bulle – eine Begegnung der besonderen Art

Lucky mit seinem Druckverband • Der neugierige Bulle • Besser abhauen, man kann ja nie wissen

Lucky war einer von 8 Welpen einer Strandhündin, die wir bei uns großgezogen und anschließen vermittelt haben. Sein Besitzer ist ein ganz lieber Dominikaner aus Barbacoa, der uns auch bei der Organisation der dortigen Kastrationsaktion sehr geholfen hat. Daher haben wir auch Lucky kastriert. Beim Setzen der Ohrmarke hat Buschi eine Arterie getroffen und es hörte nicht mehr auf zu bluten. Wir haben ihm dann einen Druckverband angelegt und seinen Besitzer darum gebeten uns zu informieren, sollte es nicht besser werden.
Am nächsten morgen fing es wieder an zu bluten, so dass Nina und ich Lucky auf unserem Weg nach Aqua Sabrosa ins Auto luden um ihn erneut medizinisch zu versorgen und unter Kontrolle zu haben. Da lag Lucky nun mit seinem Kopfverband vor unserem OP-Zelt und dachte an nichts böses, als auf einmal ein Bulle des Weges kam um sich einerseits den “Turban-Hund” näher anzusehen und anderseits zu kontrollieren ob wir auch fleißig arbeiten. Als Buschi dann aus dem OP-Zelt spähte, hat sich der Bulle schnell verzogen – nicht dass er auch noch kastriert wird 😉

Orchidea und Maria – wahre Freundschaft • Nina hat es einfach bei so guter Hilfe

Orchidea – was Liebe und Verständnis ausmachen

In Sanchez brachte uns Dominikanerin Maria ihre Hündin zum kastrieren. Orchidea war sehr gepflegt und gut genährt, allerdings hatte auch sie einen Sticker-Tumor. Die erste Chemotherapie bekam Orchidea am Tag der Kastration, eine Woche später fuhren Nina und ich nach Sanchez um die zweite Chemo vorzunehmen. Normalerweise helfe ich Nina dann den Venenkatheter zu legen, indem ich den Hund halte und beruhige, denn die meisten Hunde haben dabei Angst bzw. piekt die Nadel eben und wer mag das schon.

Damit der Katheter aber sauber eingeschoben werden kann und dann auch nicht gleich verrutscht, braucht man doch etwas liebevolle Kraft den Hund zu halten. Bei Orchidea wurde ich arbeitslos… Maria ging so toll mit ihrer Hündin um, hielt sie fest, sprach zärtlich in ihr Ohr, so dass Nina ruckzuck mit der Behandlung fertig war. Eine weitere Woche später bekam Orchidea ihre dritte Chemo von Buschi und wieder lief alles – Dank Marias Hilfe – problemlos ab.
Das sind Momente die uns große Freude machen!

Manuschka und die andren Samtpfoten

Wie schon erwähnt nimmt die Katzenpopulation dramatisch zu und immer mehr Katzenwelpen werden ausgesetzt. Als wir nach La Yagua fuhren um dort zwei Tage zu operieren – es regnete mal wieder in Strömen – sah Buschi unterwegs so einen kleinen verstoßenden und pitschnassen Krümel. Er zögerte nicht lange und nahm die Kleine mit. Am zweiten OP-Tag wurde sie kastriert und unsere haitianischen Arbeiter kümmern sich seit dem liebevoll um sie und gaben ihr den schönen Namen Manuschka.

Es erstaunt uns immer wieder, wie zutraulich und gelassen die meisten Katzen hier sind – zwischen all den Hunden laufen sie umher, oft bringen Besitzer sie einfach nur auf dem Arm zu uns in die Klinik und Spritzen lassen sie geduldig über sich ergehen, manchmal schnurren sie sogar dabei.

Manuschka nach der OP • 3 kleine Samtpfoten schlafen die Narkose aus • “Ich häng hier mal so rum...”

Buschi hat die Kinder und Tiere mit dem Krankenwagen abgeholt • Chiquita ist wohlbehütet eingeschlafen

Die Kinder und Hunde aus La Yagua

Bei der Kastrationsaktion in La Yagua brachten viele Kinder ihre Tiere zu uns, oft wurden sie von ihren Freunden begleitet, denn so eine Aktion ist für alle Kinder immer sehr interessant und gibt mir die Chance, den Kindern den liebevollen Umgang mit den Tieren zu zeigen und “erzieherisch” etwas auf sie einzuwirken…

Besonders hat mich folgende Geschichte sehr berührt:Die Besitzerin einer kleinen Hündin hatte keine Zeit während der Kastration zu warten, was kein Problem darstellte, da ich ihr später die Hündin zu ihr nach Hause bringen würde.

Chiquita war nicht ängstlich und so wartete sie geduldig in einer Box bis sie an der Reihe war. Nur nach der OP fing sie an kläglich zu wimmern, wusste sie doch nicht, was mit ihr passiert war. Damit Chiquita die noch wartenden Hunde nicht unruhig macht, nahm ich sie aus der Box und suchte mir einen Jungen, der selber kein Tier gebracht hat und “frei” war, sich um die Kleine zu kümmern.

Er nahm Chiquita liebevoll in die Arme, wiegte sie wie ein Baby und sang ihr ein Liedchen vor – nach 10 Minuten beruhigte sich Chiquita und schlief in seinen Armen ein. Mir sind beim Anblick vor Rührung und Freude die Tränen gekommen.

Was aus Calypso wurde

alypso – stolz und kräftig sitzt er auf seinem Futterast Aber in manchen Situationen wird dann doch mein Kopf bevorzugt

Viele fragen sich bestimmt, was aus unserem Falken Calypso wurde, den ich Euch im letzten Rundschreiben vorgestellt hatte. Calypso flog immer weiter von unserem Grundstück fort, kam aber jeden Tag mehrmals zurück um sich sein Futter abzuholen. Dann blieb er auf einmal zwei Tage verschwunden – wir hofften, dass er nun allein in der Natur zurecht kam. Am dritten Tag hörten wir auf einmal das Gekreische von zwei Falken, danach gab es einen Rumms auf unserer Terrasse – Calypso war gegen das Terrassenfenster geflogen, da er von einen anderen männlichen und großen Falken gejagt wurde!!! Ich wurde völlig panisch, denn es sah gar nicht gut für den Kleinen aus, er stand unter Schock und wir hatten den Verdacht auf eine schwere Gehirnerschütterung und einen ausgekugelten Flügel. Sofort riefen wir unsere homöopathische Tierärztin an und verabreichten Calypso ein Mittel. Den ersten Tag bangten wir verzweifelt um sein Leben. Er konnte sich nicht mehr bewegen, saß nur am Boden im Heu des Käfigs und wollte nicht fressen. Am zweiten Tag besserte sich sein Zustand, er fing wieder an Nahrung zu sich zu nehmen, wurde etwas lebhafter, war aber noch nicht fähig auf die Äste im Käfig zu hüpfen.

Nach weiteren drei Tagen war er kräftig genug um die ersten Flugversuche zu wagen. Zwar hing sein einer Flügel immer noch etwas schief von der Schulter, aber im Käfig wollte er auch nicht mehr bleiben.
Seine Flugrunden wurden nach und nach größer, er schlief wieder draußen auf einem Baum und genoss die Freiheit. Eines Tages hörte ich erneut das Geschrei eines anderen Falken, rannte in den Garten und siehe da – der große Falke war zurückgekehrt und jagte Calypso in wilden Luftmanövern zwischen den Bäumen herum. Vor lauter Panik flüchtete sich mein kleiner Calypso auf meinen Kopf, sein Verfolger setzte sich auf einen Baum in unserer Nähe und beobachte uns mit Argusaugen. Einen wilden Falken so nah zu sehen, ist schon ein besonderes Erlebnis.
Jeden Tag kam Hurrican – so hatte ich den Großen getauft – zurück und flog seine halsbrecherischen Manöver durch unseren Garten. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass Hurrican Calypso gar nicht jagte, sondern ihm alle Kniffe des Fliegens beibringen wollte. Und dann kam die nächste Überraschung: nicht nur Hurrican kam in unseren Garten, sondern brachte auch ein ausgewachsenes Weibchen und eine kleineres Männchen mit, was in etwa das Gleiche Alter wie Calypso hatte. Unter großen Rufen und Kreischen flogen nun alle vier Falken gemeinsam umher.

Haltet mich für verrückt, aber ich hatte den Eindruck, dass es sich um Calypsos Eltern und seinen Bruder handelte, die Calypso wieder in den Schoß der Familie zurückführen wollten. Da Calypso zwar wieder sehr gut fliegen konnte, aber es immer noch nicht geschafft hatte selber Beute zu erlegen (im Gegenteil, vor einer kleinen lebenden Ratte hatte er höchste Panik.) hatte ich doch arge Bedenken, ob er je wieder alleine in der Natur zurrecht kam. Und dann war er wieder für zwei Tage verschwunden – mein Mutterherz war voller Sorgen und Kummer – bis er auf seinem “Futterast” zurückkehrte. Da saß er nun, verschmähte mein angebotenes Futter und ich sah, dass er Blut am Bein hatte. Das Blut stammte aber nicht aus einer Wunde – Calypso war völlig in Ordnung – er muss wohl Beute gemacht haben!!! Es vergingen 10 Minuten, da landeten auch die anderen drei Falken ganz in der Nähe. Calypso ließ noch einmal sein “Mama-Gegurre” ertönen, welches er immer machte um mit mir zu schmusen, schwang sich in die Luft, gesellte sich zu den anderen dreien und gemeinsam segelten sie davon. Das war sein Abschied.

Manchmal sehen wir ihn hoch über unserem Garten kreisen, oder sich auf dem großen Bambus niederlassen – dann ruft er nach mir und fliegt wieder davon. Nach all dem Schrecklichen was ihm zugestoßen ist, hat er es geschafft wieder eins mit der Natur zu werden und sich selbst zu ernähren – ein wunderschöner Erfolg und trotzdem kullert ab und zu eine Träne über meine Wange, weil ich den kleinen Kerl so sehr vermisse.

Kati – die blinde Katze aus Punta Cana

Diese Fotos bekam ich von Touristen per eMail – Kati in der Hotelanlage, ihre Augen ein einziges Desaster

Immer wieder bekomme ich verzweifelte eMails von Touristen die Urlaub in Punta Cana machen und dort ein Problem mit einem Tier haben. Bitte versteht, dass ich nicht überall helfen kann, zumal Las Terrenas und Punta Cana ungefähr so ist, als würde jemand aus Garmisch-Partenkirchen jemanden in Flensburg um Hilfe bitten.
Für diesen Notfall konnten wir aber trotzdem eine Lösung finden. Mehrere Touristen berichteten von einer Katze des Hotels Catalonia Bavaro, die statt Augen nur noch rote, entzündete Augenhöhlen hatte… Nach vielen Telefonaten fand ich unsere Freundin Liane aus La Romana (was auch noch weit weg ist…), die bereit war, die Fahrt nach Bavaro zu machen und die Katze aus dem Hotel abzuholen. Leider – und das erleben wir immer wieder – sind diese All-Inclusive-Hotels nicht bereit, Leute von außen in die Hotels zu lassen, meist wird der Wachschutz dort sogar recht aggressiv.
Liane ließ davon nicht abhalten und ging auf die Suche nach der Katze. Gott sei Dank war sie durch ihre Blindheit nicht so scheu und da sie schon von Touristen gefüttert wurde, ließ sie sich problemlos einfangen. Liane sah noch weitere Katzen mit den gleichen Symptomen, doch diese waren nicht zu fangen…
Liane brachte die Katze dann in La Romana zu mehreren Tierärzten, denn ich hatte ihr im Vorfeld erklärt, dass die Augen unbedingt operiert werden müssen. Nun gehört das hier nicht zu den häufig vorkommenden Operationen und so war nur eine einzige Tierärztin bereit die OP durchzuführen. Kati – so wurde die Katze von Liane getauft – bekam erst einmal Antibiotika (sowohl Tabletten als auch Augentropfen), damit die Entzündung weggeht, damit man anschließend die Augenlieder zunähen kann.
Wer sich jetzt fragt, woher diese Erkrankung kommt – wieder ist es das leidige Thema mit dem sorglosen Umgang von Pestiziden, Insektiziden und anderen toxischen Giften, die hier fröhlich in der Gegend versprüht werden.
Nächstes Problem – Kati war schwanger und die Tierärztin nicht bereit in diesem Zustand eine Kastration vorzunehmen. Ist eine Abtreibung schlimmer als wenn die Katzenbabys danach auf der Straße landen und dort qualvoll zu Grunde gehen?
Liane und ich beschlossen dann, die Kastration vor die Augen-OP zu legen und Kati von einem anderen Tierarzt kastrieren zu lassen – bescheuert die arme Katze zweimal einer Narkose auszusetzen, von den doppelten Tierarztkosten mal ganz zu schweigen, aber leider nicht anders möglich.

Laut Aussage der (Augen)Tierärztin, seien noch 4 Wochen bis zur Geburt. Eine Stunde bevor Liane zur Kastration wollte, bekam Kati ihre Babys – eines wurde schon tot geboren, die anderen 4 lebten nur 2 Minuten, durch die Schädigung der Toxine hatten diesen Katzen keine Überlebenschance. Vielleicht war es in diesem Fall “gut”, denn wie hätte sich die blinde Kati um ihre Babys kümmern sollen und wer hätte sich der 5 Katzen anschließend angenommen?

Vor ein paar Tagen wurden nun die Augen operiert, die Kastration folgt demnächst. Eigentlich war Liane auf der Suche nach einer Familie, die sich dieser lieben Katze annimmt – denn zurück ist das Giftversprühende Hotel? Niemals! – doch Kati hat Lianes Herz im Sturm erobert und darf nun bei ihr bleiben.

Kati heute – Sonnenbad mit ihrem neuen Freund Ginger und ganz entspannt nach der Augen-OP

Edith und Nina bei unserem Abschiedstreffen - es ist das letzte Foto von ihr

Edith – Schock, Trauer und Wut

Und nun noch etwas, was mit den Tieren zwar nicht unbedingt so viel zu tun, uns aber sehr schockiert hat und vielleicht auch mein langes Schweigen etwas erklärt…
Unsere Schweizer Freundin Edith hat uns während der Kastrationsaktion in Las Terrenas sehr geholfen. Sie war eine große Tierfreundin, hatte selber 6 Katzen und 4 Hunde. Leider hatte ihr Rüde sich mit Staupe infiziert und für ihn gab es keine Rettung mehr, so dass Nina den armen Kerl einschläfern musste. Auch einem von Ediths Katern ging es sehr schlecht, er hatte eine Harnwegverstopfung und konnte seine Blase nicht mehr entleeren. Drei Tage lang brachte Edith ihn zu uns in die Klinik, drei Tage lang musste Nina die Verstopfung beseitigen – doch da sie immer wiederkehrte, gab es auch für ihn keine Hoffnung mehr. Solche Erlebnisse schweißen uns mit den Tierbesitzern natürlich noch enger zusammen, man leidet gemeinsam.

Bevor wir nach La Yagua fuhren, trafen wir uns mit allen Helfern der Aktion zu einem kleinen Umtrunk, auch um die gemeinsamen – nicht immer schönen – Erfahrungen während der Arbeit zu besprechen und zu verarbeiten. Edith unterhielt sich lange mit Nina und freute sich schon, bei der nächsten Aktion wieder aktiv helfen zu können. Eine Woche später wurde sie tot in ihrem Haus aufgefunden, ihr Mörder hatte sie stundenlang gequält.

Bis heute haben wir dies noch nicht wirklich verarbeitet, versuchen Ediths Tieren so gut es geht zu helfen und hoffen für Edith, dass sie nun an einem Ort ist, wo sie mit ihren geliebten Tieren wieder zusammen sein kann.