Wenn die Hoffnung Früchte trägt

Stolz bringt er seine Hündin zur Kastration - sie hat ihren eigenen Korb und wie der Besitzer mir erzählte nimmt er sie überall mit hin

Liebe Freunde der dominikanischen Tiere,

endlich ist es soweit – der fleißige Christian hat sich unserer Webseite angenommen und nun könnt Ihr alle Neuigkeiten und Bilder im Netz mitverfolgen. Jetzt brauchen wir “nur noch” Übersetzer für die Sprachen Spanisch, Englisch und Französisch die sich die Zeit nehmen die ganzen Texte zu übersetzten und wir könnten international durchstarten. Vielleicht hat ja der eine oder andere von Euch dazu eine gute Idee.

Aber nicht nur Christian war fleißig, auch wir haben in der vergangenen Zeit wieder viel Gutes erreichen können, z.B. unsere monatlichen Kastrationsaktionen mit Dr. vet. Angel De La Cruz aus Sosua. Das war am 31.07. und 04.09. der Fall, wo wir 20 Hündinnen, 3 Katzen, 3 Rüden und 1 Kater kastriert sowie diverse andere medizinischen Versorgungen in unserer mobilen Tierklinik vorgenommen haben.

Das Schöne daran ist nicht nur, dass wir in Zukunft viel Tierelend vermeiden können, sondern dass die Dominikaner immer mehr Interesse an ihren Tieren zeigen. Alle Hunde die uns von Besitzern gebracht wurden, waren in Top-Form: gut genährt, gepflegtes Fell, teilweise mit Flohhalsbändern ausgestattet, mit Impfpässen und alle hatten Namen (wie z.B. Coffee und Weizen(bier)) und ihre Besitzer sind sehr liebevoll mit ihnen umgegangen. Zum Teil blieben sie während der ganzen Zeit da und kümmerten sich in der Aufwachphase rührend auch um die anderen Hunde. Es wurde viel gestreichelt und Trost zugesprochen. Zu sehen, wie unsere Aufklärungsarbeit hier endlich Früchte trägt macht uns besonders glücklich, denn im Rest des Landes ist das noch längst nicht der Fall. Ihr seht also, es gibt noch sehr viel mehr zu tun.

Mein Mann Buschi bei der Versorgung der Kastrations-Wunde

Dr. vet. Angel De La Cruz kastriert in unserer mobilen Tierklinik

Der Sohn wartet bis seine Mutter wieder wach ist

Straßenkatze wird nach der OP von uns gepflegt

Artig warten diese Hündinnen auf ihre Narkose

Bei der Kastrationsaktion Ende Juli brachte uns Tamalou eine Straßenhündin mit vier Welpen, die erst ein paar Tage alt waren. Leider mussten wir zwei der Welpen einschläfern, für sie gab es keine Rettung mehr, denn die winzigen Körper waren komplett von Maden zerfressen, Herzschlag, Temperatur und Atmung hatten schon fast aufgehört.

Damit die Hündin nach der Kastration ihre zwei verbliebenen Welpen aber in Ruhe aufziehen konnte und genügend Futter bekam um Milch zu produzieren, nahm Tamalou sie anschließend zur Pflege bei sich auf. Zwei Wochen später bekam ich von Tamalou einen verzweifelten Anruf, sie hatte ein verwaistes Katzenbaby gefunden und brauchte dringend meine Hilfe. Trotz Fläschchen mit Aufzuchtsmilch, Massagen, Wärmflasche und liebevoller Zuwendung war das Katzenbaby sehr unleidlich und maunzte kläglich. Als Straßenhündin Mia auf Tamalous Terrasse ihre Welpen säugte, wagte ich ein Experiment.

Mia wurde beschwichtigt und gestreichelt und ich setzte ihr das Katzenbaby an eine ihrer Zitzen worauf es auch sofort gierig zu saugen begann. Mia befand nach 5 Minuten, dass von dem kleinen Ding keine Gefahr für ihre Welpen oder sich ausging und ließ das Baby gewähren. Eine Stunde später, die Hundewelpen waren schon längst eingeschlafen, saugte das kleine Fellknäuel noch immer an seiner Ersatzmutter und erst als es pappsatt war, schlief es glücklich und zufrieden ein. Muttermilch und ihre Wärme lässt sich eben durch nichts ersetzten...

Allen Vieren geht es jetzt prima und sie wurden gerade zu liebevollen Familien vermittelt.

Welpen (wie immer weiblich, völlig verwurmt und voller Flöhe) am Strand ausgesetzt und sehr sehr hungrig – heute leben sie glücklich und gesund in Familien, die wir für sie gefunden haben und natürlich sind auch sie kastriert worden.
Doch trotz unseres unermüdlichen Engagements müssen immer noch so viele Tiere Not leiden.

Täglich kommen neue Straßenhunde dazu, sei es durch die Vermehrung der Hunde oder durch das Aussetzen. Die Zahl der kranken Tiere steigt, da sie sich zum Teil gegenseitig anstecken. Bisswunden, gerade bei den Rüden, sind an der Tagesordnung – ausgelöst durch den Kampf um eine läufige Hündin.
Das alles muss nicht sein, denn es gibt einfache und effektive Lösungen!

Doch alleine können wir das alles nicht mehr bewältigen – weder finanziell noch kräftetechnisch.

Mäuschen lernt wieder laufen

Von den gelähmten Patienten Knödel und Teddy hatte ich Euch ja schon im letzten Rundschreiben berichtet. Leider gibt es vier weitere schwere Fälle…

Mäuschen ist eine der Flusshunde, die wir im Dezember 2009 kastriert haben. Bei starken Regenfällen im Juli wurde Mäuschen vom Wasser des angeschwollenen Fluss mitgerissen, gegen eine Stein geschleudert und blieb dann hinter einer Brücke hängen wo sie nicht mehr vor und zurückkam und dem Ertrinkungstod nahe war. Sie schluckte sie nicht nur Unmengen von Wasser, sondern zusätzlich geriet ihr auch sämtlicher antreibender Müll ins Maul, u.a. eine große Glasscherbe. Ein beherzter Dominikaner rette sie mehr tot als lebendig endlich aus ihrer verzweifelten Lage und ich wurde darüber informiert. Natürlich nahm ich sie sofort mit zu uns – sie hatte einen schweren Schock, die Wirbelsäule war stark geprellt, die Glasscherbe hatte ihr heftige innere Verletzungen zugefügt und durch den Sauerstoffmangel hatte sie einen Hirnschaden.

Jeder der mich kennt weiß, dass ich nicht aufgebe, solange das Tier noch einen eigenen Lebenswillen hat und eine kleine Chance auf Genesung besteht. Zwei Wochen kämpften wir, mit Hilfe unserer homöopathischen Tierärztin in Deutschland, um Mäuschens Leben, die Glasscherbe hatte sie Gott sei Dank recht schnell erbrochen so dass wenigstens die inneren Blutungen gestoppt werden konnten.

Seitdem erholt sie sich nach und nach und lernt gerade wieder laufen. Bis sie wieder völlig hergestellt ist, wird aber noch eine Weile vergehen und ob sie je wieder zurück an den Fluss kann ist fraglich, denn sie hat nach wie vor panische Angst vor Wasser, verständlich bei dem was sie durchgemacht hat. So bleibt sie also vorerst einer unserer “stationären Langzeitpatienten”…

Straßenhündin Lila wurde im Mai 2009 von uns kastriert. Anfang Juli wurde sie von einem Motorrad angefahren, was allerdings ihr eigenes Verschulden war. Unsere Freundin Nicole nahm Lila bei sich auf und von uns wurde sie medizinisch versorgt. Auch bei Lila liegt eine Lähmung der Hinterbeine vor. Was die ganze Sache aber noch erschwerte, war ein großes tiefes stark blutendes Loch, was sich auf einmal an der Hüfte von innen nach außen bildete. So kämpfen wir täglich auch um Lilas Leben…

Und während ich das hier geschrieben habe, kam ein Dominikaner zu uns, der mir seinen gelähmten Welpen brachte – Grund der Lähmung ??? Totzdem werden wir versuchen ihm zu helfen.

Kaum hatte ich diesen kleinen Kerl als Patient bei uns stationär aufgenommen, erreichte mich ein Anruf, dass ein vor kurzem angefahrener Straßenrüde gesichtet wurde und sich auf der Hauptstraße von Las Terrenas unter einigen Kisten versteckt hatte. Unser Freund Dan war so lieb und brachte mir den Hund, da ich vor lauter Patienten nicht in Dorf fahren konnte. Ich hatte ja einiges erwartet, aber was ich dann sehen musste, war eine einzige Katastrophe!!!

Bei Lila sieht es noch nicht so gut aus

Er ist so lieb aber sein Zustand ist eine einzige Katastrophe

Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich Euch diesen Anblick zumuten kann, aber weil wir dringend finanzielle Hilfe für Medikamente, gutes Futter und eine eventuelle Operation für ihn benötigen und damit Ihr versteht, mit welchen schweren Schicksalen wir hier täglich zu kämpfen haben, werde ich die Fotos von ihm veröffentlichen. Tierschutzarbeit besteht eben leider nicht nur aus “schönen” Momenten – sie ist sehr hart und bringt einen – auch emotional – an seine absoluten Grenzen.

“Katastrophe” – so haben wir den armen Kerl getauft – kann vielleicht überleben. Es wird sehr viel Zeit brauchen und eventuell werden wir das Bein amputieren lassen müssen, aber wir werden die Hoffnung nicht aufgeben und alles was in unserer Macht steht dafür tun, dass er wieder gesund wird. Vorerst gilt es die Infektion zu bekämpfen und ihn wieder aufzupäppeln, denn in diesem schrecklich verhungerten Zustand hat er natürlich nichts dagegen zu setzten.

Daher habe ich das Projekt “Patenschaften” ins Leben gerufen. Hier findet Ihr Tiere, teilweise Straßenhunde, Tiere von armen Dominikanern die nicht genügend Geld für Futter haben oder auch einige Langzeitpatienten deren Versorgung wir nur sichern können, wenn die Kosten für sie übernommen werden. Alle Infos dazu findet Ihr hier

Eines möchte ich Euch noch kurz erzählen. Katastrophe hat trotz aller schlechten Erfahrungen die er mit Menschen machen musste und trotz seiner Schmerzen mich mit hoffnungsvollen Augen angeblickt, mit dem Schwanz gewedelt und mir seine Pfote in die Hand gelegt. Tiere können die schlimmsten Erfahrungen verzeihen und behalten ihr Vertrauen an eine bessere Welt – wir alle können so viel von ihnen lernen.

PS: Da das Schreiben und Bildbearbeiten ja immer etwas dauert, ändern sich manchmal die Ereignisse noch bevor sie veröffentlich werden konnten. So auch im Fall von “Katastrophe”. Der arme Kerl hat es leider nicht geschafft, er starb friedlich und ohne Schmerzen in unseren Armen. Auch wenn wir den Kampf verloren haben, so konnten wir ihm doch wenigstens für seine letzten Lebensstunden etwas Liebe, Wärme und Geborgenheit geben. Wir trauern sehr um das süße, liebe und so tapfere Kerlchen.